BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

B90/GRÜNE OV Bremervörde

Fraktion: Bauland nicht planlos einrichten

Baulandentwicklung Nach Auffassung der Fraktion Grüne/FDP/Linke erscheint die Absicht der CDU nach längerem Stillstand und vermeintlich frustranen Versuchen der Verwaltung auf der Suche nach neuen Baugebieten - nun endlich wieder Bewegung in dieses Thema in Bremervörde zu bringen, zwar löblich, aber die alleinige Betrachtung der Ausweisung eines neuen Baugebietes für Eigenheime führt die Stadt da wieder hin, von wo sie mal gestartet war!...mehr(Titel anklicken)

17.02.21 –

Stellungnahme der Ratsfraktion Grüne/FDP/Linke im Rat der Stadt Bremervörde zur Baulandentwicklung

Nach Auffassung der Fraktion Grüne/FDP/Linke erscheint die Absicht der CDU nach längerem Stillstand und vermeintlich frustranen Versuchen der Verwaltung auf der Suche nach neuen Baugebieten - nun endlich wieder Bewegung in dieses Thema in Bremervörde zu bringen, zwar löblich, aber die alleinige Betrachtung der Ausweisung eines neuen Baugebietes für Eigenheime führt die Stadt da wieder hin, von wo sie mal gestartet war!

In der letzen Legislaturperiode versuchte die Verwaltung eben dieses Gebiet zwischen Vörder Feld und der Walkmühlenstraße zu einem Baugebiet zu machen. Ein über die damalige Ratsmehrheit von SPD, Grünen, FDP und der WG Pro Bremervörde veranlasstes Gutachten wies allerdings dieses Gebiet (Vörder Feld II) als ungeeignet für die Baulandentwicklung in Bremervörde aus. Jetzt, nachdem die Verwaltung es nicht geschafft hat, die seinerzeit präferierten Gebiete für die Schaffung neunen Baulandes weiter zu entwickeln, soll wieder auf das alte - ungeeignetste - Vorhaben zurück gegriffen werden, so der Fraktionsvorsitzende Dr. Stefan Hoppe-Seyler und weiter:

„Es ist richtig, dass es Menschen gibt, die gern neu bauen wollen, und sich entsprechend in Regionen orientieren, wo dies möglich ist. Wenn wir hierfür ein Angebot in Bremervörde vorhalten wollen, müssen wir aber nicht gleich 10ha Bauland (ca. 140 Baueinheiten) dafür ausweisen!“

Für Bremervörde ginge es nicht nur darum, Menschen den Neubau eines Eigenheims zu ermöglichen, sondern vielmehr die Ressourcen dieser Stadt vernünftig zu nutzen. Bei derzeit schrumpfender Bevölkerungszahl ist es nicht nur aus ökologischer, sondern eben auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll, einen weiteren Flächenverbrauch zu vermeiden. Neue Baugebiete müssen erschlossen werden, Straßen müssen neu und ausgebaut werden und kosten im Unterhalt Geld - wofür noch nie genug da war! Ausgleichsflächen müssen geschaffen werden.

Nach Aussagen des 2015 aktualisierten Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK - nachzulesen auf der Homepage der Stadt Bremervörde) liegt die erwartete

Wohnraumnachfrage bis 2030 unter dem Wohnraumangebotspotenzial; allein aus vorhandenen Baulücken besteht ein Potenzial von 540 Wohnungen bzw. 56.000qm Wohnfläche und zusammenfasst sind im bestehenden Flächennutzungsplan der Stadt bis 2015 nicht realisierte Wohnbauflächen für insgesamt etwa 555 Wohnungen mit 72000qm dargestellt. Was wurde bislang dafür getan, um dieses Potenzial zu nutzen, fragt sich die Fraktionsgruppe.

Wurde mal eruiert, wie man die Grundeigentümer von Baulücken dazu bewegen kann, eine städtisch dringend erforderliche Bebauung vorzunehmen bzw. diese Grundstücke an Bauwillige zu verkaufen? Wie sieht der künftige Leerstand in den vielen Einfamilienhäusern z.B. in Engeo aus? Hier muss nach Auffassung der Fraktionsgruppe das Integrierte Stadtentwicklungskonzept nach knapp 6 Jahren wieder aktualisiert und dann auch umgesetzt werden. Eine Stadtentwicklungsgesellschaft wäre hierbei sicher hilfreich.

Der Versuch der Schaffung einer solchen scheiterte vor wenigen Jahren an den möglichen Gesellschaftern - vornehmlich den ortsansässigen Banken.
Seit 2019 gibt es das Wohnbauförderprogramm des Landkreises „Jung kauf Alt“, mit dem der Kauf mindestens 30 Jahre alten Bestandsimmobilien in Ortschaften bis 2000 Einwohnern besonders gefördert wird. Ein ähnliches Programm der Stadt für den Kauf alter Immobilien könnte sich die Ratsgruppe auch in der Kernstadt Bremervörde vorstellen.

Und Hoppe-Seyler weiter: „Wenn wir jetzt ein Baugebiet ausweisen wollen, dann nur aus der Notwendigkeit heraus, Versäumnissen der Vergangenheit hinter her zu laufen! Und hierbei hat sich die CDU nicht besonders hervor getan. Auch die Suche nach neuem Bauland ist nicht Aufgabe der Ratsparteien, sondern originär die der Verwaltung. Dass die Verwaltung in ihrem Bemühen um alternative Flächen offensichtlich gescheitert ist, sollte uns nicht dazu verleiten, wieder in alte Handlungsweisen zurück zu fallen! Wir brauchen ein vernünftiges, schlüssiges, zukunftssicheres Wohnungsbaukonzept, dass alle Notwendigkeiten berücksichtigt und eine gute Mixtur aus attraktiven Wohnungsmöglichkeiten bei möglichst keinem oder nur geringen Flächenverbrauch schaffen kann.“ Nach Auffassung von Grünen/FDP/Linke muss auch ein Äquivalent zu der gescheiterten Stadtentwicklungsgesellschaft geschaffen werden, dass eben diese Maßnahmen koordinieren kann.

Deshalb schlagen sie folgendes Vorgehen vor:
1. Aktualisierung des Integrierten Städtischen Entwicklungskonzeptes (ISEK) von

2008 und letzter Aktualisierung von 2015 mit :

  1. Sichtung Istzustand, Bevölkerungsentwicklung, aktuelle und künftig zu

    erwartenden Leerstände, Baulückenkataster

  2. Wohnungsbaubedarfsentwicklung - wieviele Wohnungen werden künftig

    benötigt, in welcher Form - Ein- oder Mehrfamilienhaus, alternative

    Wohnkonzepte, sozialer Wohnungsbau

  3. Ausweisung von Bereichen, wo Wohnungen auch unter Berücksichtigung der

    Infrastruktur sinnvoll sind bzw. gebraucht werden

  4. Klärung des rechtlichen Rahmens von Handlungsmöglichkeiten - z.B. Schaffung

    einer Baugenossenschaft in Bremervörde

2. Schaffung einer Institution, die dieses koordinieren und umsetzten kann -

Wohnungsbauentwicklungsgesellschaft/Stadtentwicklungsgesellschaft.

Sollte man sich politisch auf ein solches oder ähnliches Vorgehen einigen können, wäre die Ratsgruppe für eine kurz- bzw. mittelfristige Bedarfssicherung bereit, der Schaffung eines kleineren Neubaugebietes, wenn nicht anders möglich auch im Vörder Feld - maximal 5ha oder 70 Baueinheiten - schwerpunktmäßig für Ein- und Zweifamilienhäuser zuzustimmen.

Wohnen
Der überwiegende Teil des Bremervörder Wohnungsbaubestands besteht aus Ein- und Zweifamilienhäusern. Der Anteil an Wohnungen in diesen Häusern lag 2011 im Vergleich zu 2008 nahezu unverändert bei ca. 73,7 % (Bertelsmann Stiftung 2014).
Insgesamt leben in Bremervörde 8.125 Haushalte, davon 2.503 Einpersonenhaushalte (knapp 31 %), 2.847 Haushalte mit zwei Personen (35 %) und 1.287 Haushalte mit drei Personen (knapp 16 %). 18 % der Haushalte bestehen aus mehr als drei Personen. In 66 % aller Haushalte leben Kinder (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2014). Bis zum Jahr 2030 wird ein Rückgang der Haushalte ins- gesamt um etwa 10 % prognostiziert (Kramer 2013, S. 7).
Die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner beträgt derzeit 47,5 m2. 2008 lag sie noch bei 45,9 m2. Bis zum Jahr 2030 wird eine Zunahme auf 55,7 m2 erwartet (Kramer 2013, S.11 ff). Die durch- schnittliche Wohnfläche je Einwohner lag in den vergangenen Jahren
73,7 % der Wohnungen liegen in Ein- und Zweifamilienhäusern
Zwei Drittel der Haushalte bestehen aus 1-2 Personen, in 66 % aller Haus- halte leben Kinder
Erwarteter Rückgang der Haushalte um 10 %
Wohnfläche je Einwohner steigend

Stabile Bevölkerungsentwicklung mit anpassbarer Infrastruktur an die sich wandelnden Rahmenbedingungen
Qualitätvoller ÖPNV zur Sicherung der Mobilität auch für Ältere
Attraktivität der Stadt für junge Familien

Wohnungsnahe Grundversorgung, unterstützt durch Bauleitplanung und Stadtentwicklungsmaßnahmen |15

Stadt Bremervörde
Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept 2015

Erwartete Wohnraumnachfrage bis 2030 liegt unter Wohnraumangebotsptenzial
durchgehend um mindestens 2 m2 höher als im Landesdurchschnitt (Bertelsmann Stiftung 2014).
Die bis zum Jahr 2030 erwartete, insbesondere durch Haushaltsgrün- der, Zu- und Rückwanderer begründete Nachfrage nach Wohnraum liegt jedoch unterhalb des Wohnraumangebotpotenzials. Im Flächen- nutzungsplan sind bisher nicht realisierte Wohnbauflächen für insgesamt etwa 555 Wohnungen mit 72.000 m2 dargestellt. Aufgrund des hohen Rücklaufs aus dem Bestand (durch Auszug), des hohen Wohn- raumangebotspotenzials aus Baulücken (540 Wohnungen bzw. 56.000 m2 Wohnfläche), Bestandserweiterungen (20.000 m2 Wohnfläche) und Umnutzung sonstiger Gebäude zu Wohnzwecken wurden von der Stadt keine weiteren Wohnbauflächen ausgewiesen. Aufgrund der Entwicklung des zentralen Schulstandorts im Stadtteil En- geo bietet sich hier jedoch die Neuausweisung von

Wohnbauflächen an. Weitere Wohnbauflächen werden im Zuge einer Nachverdichtung südlich der Alten Straße ausgewiesen. Insgesamt hat Bremervörde ein Wohnraumangebotspotenzial von etwa 161.000 m2 reiner Wohnfläche bzw., gemessen an heutigen Wohnungsgrößen, ca. 1.250 Wohnungen.
Die Wohnraumnachfrage könnte somit quantitativ schon in den nächsten Jahren aus dem Bestand gedeckt werden. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Bauland vorerst wieder steigen wird. In Abhängigkeit von der demografischen Entwicklung errechnet sich für den Betrachtungszeitraum von 2011-2030 ein Nachfragepo- tenzial von 250-375 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern (davon 200-300 Eigenheime). Gleichzeitig werden ca. 1.750 Wohngebäude aus den 50er und 60er Jahren mit 2.520 Wohnungen wieder auf den Markt kommen (Kramer 2013, S. 7-9.).

Bedeutung für die Stadtentwicklung
Die Wohnraumentwicklung bzw. -nachfrage und die demografische Entwicklung der Stadt Bremervörde stehen in einem unmittelbaren wechselseitigen Verhältnis zueinander. Um Leerstände zu vermeiden, ist eine gezielte Steuerung der Wohnraumentwicklung erforderlich. Dabei kommt es darauf an, unter Berücksichtigung des noch auf längere Sicht zu erwartenden Wohnraumangebotsüberhangs, insbeson- dere für die Zielgruppen junge Familien, Senioren sowie Zu- und Rückwanderer ein bedarfsgerechtes Angebot zu schaffen.
Entwicklungsziele Wohnen
Vorerst steigende Nachfrage nach Wohnbauland erwartet, während Wohngebäude der 50er und 60er Jahre frei werden
Steuerung der Wohnraumentwicklung erforderlich

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Bedarfsgerechte Entwicklung und Pflege des Wohnungsbestands
Mobilisierung von Flächen für diversifizierte Angebote, v.a. auch durch Innenentwicklung, Revitalisierung von Brachflächen, Nut- zung von Nachverdichtungsmöglichkeiten

Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept 2015 Stadt Bremervörd

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