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23.01.21 –
Kürzlich kam es auch in Bremervörde zu einem Ausbruch von Corona Infektionen im Altenheim „Haus am Park“. Auch davor waren Altenheime im Landkreis Rotenburg zum Beispiel in Tarmstedt, Sottrum und Scheeßel von einem Ausbruch betroffen. Altenheime sind häufiger schon Hotspots der Corona-Pandemie gewesen. Das ist besonders schlimm, weil die Todesrate bei älteren Menschen über 75 oder 80 besonders hoch ist. Das macht betroffen, das kann nicht weiter hingenommen werden.
Rüdiger Holst aus Elm (SPD) hat in einem Leserbrief neben größtenteils berechtigter Kritik an der Corona-Strategie der Bundesregierung und an Beschlüssen am Parlament vorbei einen kurzen konstruktiven Hinweis gegeben, wie den hohen Infektionsraten bei älteren Menschen zu begegnen ist. Holst verweist auf das positive Beispiel in Tübingen, wo der GRÜNE Oberbürgermeister Boris Palmer mit seinem Konzept sehr erfolgreich die alten Menschen in seiner Stadt besonders geschützt hat.
Hier steht das regelmäßige Testen aller Bewohner von Altenheimen und des Personals im Vordergrund. Außerdem gibt es in Tübingen exklusive Öffnungszeiten in Geschäften für Senioren. Zwischen 9.00 und 11:00 Uhr dürfen nur diese in die Läden. Außerdem gibt es ein vergünstigtes Rufbus Taxisystem für ältere Menschen und alle im Altenheim bekommen kostenlose FFPII Masken. Der Erfolg: In Tübingen fast keine Fälle mehr bei über den 75-jährigen. Sicher ein Modell, das auch in den Kommunen im Landkreis Rotenburg bedacht werden sollte.
Der Landkreis und die Gemeinden können hier jedenfalls koordinierend eingreifen, gegebenenfalls Tests unterstützen und Einkaufsmöglichkeiten speziell für Senioren anregen. Auch Lieferdienste der Lebensmittelgeschäfte sind da eine Möglichkeit. Im Gespräch mit dem Sprecher der Charleston Kliniken Jens Büker , zu dem das Altenheim in Bremervörde „Haus am Park“ gehört, erklärte dieser, dass die Testvorschriften des Bundes auch hier selbstverständlich eingehalten wurden. Für Pflegekräfte zweimal die Woche, für Altenheimbewohner nur freiwillig. Nach dem Ausbruch wurden diese Tests deutlich hoch gefahren. So müssen Pflegeheim Mitarbeiter jeweils vor Betreten des Hauses inzwischen immer einen Schnelltest machen.
Es wurde in dem Gespräch deutlich, dass auch die Pflegekräfte eine große Last tragen und auch natürlich Gefährdungen ausgesetzt sind. In einem offenen Brief haben Pflegekräfte aus dem Landkreis - offensichtlich aus den Kliniken - die sofortige Auszahlung der vom Bund zugesagten Boni gefordert. Durch Corona belastet sind allerdings nicht nur die Pflegekräfte in den Krankenhäusern, sondern auch Pflegekräfte zum Beispiel in Altenheimen. Die Auszahlung der Boni ist an Vorschriften durch den Bund geknüpft. Diese treffen für den Landkreis Rotenburg offensichtlich nicht zu. Hier müssen SPD und CDU und die große Koalition dringend nachbessern. Dafür setzen sich GRÜNEN selbstverständlich ein.
Der Landkreis als kommunale Selbstverwaltung hat da nur beschränkte Möglichkeiten. Dem stehen u.a. auch Tarif- und Wettbewerbsrecht entgegen. Wichtiger und nachhaltiger wäre allerdings, dass alle Pflegekräfte an der vordersten Front der Pandemiebekämpfung auch angemessene Löhne für ihre Arbeit bekommen, und das dauerhaft. Die Pflege in Deutschland muss außerdem aufgewertet werden: Das Personal braucht bessere Arbeitsbedingungen, mehr Zeit für den Einzelnen und einen besseren Arbeitsschutz, insbesondere um unter Pandemiebedingungen die vielfältigen Zusatzbelastungen bewältigen zu können.
Gesundheit darf nicht nur nach kommerziellen Gesichtspunkten organisiert werden. Sie ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Das gilt im übrigen auch für die gute personelle Ausstattung und natürlich für eine ausreichende finanzielle Ausstattung auch der kleineren Krankenhäuser wie hier im Landkreis Rotenburg. Dafür werden wir uns von den Grünen mit aller Kraft einsetzen.
Reinhard Bussenius (Kreistagsmitglied)
Reinhard Bussenius
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