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27.09.22 –
Der aktuell notwendige Moorschutz als Teil der Klimarettung ist kein Angriff auf die kulturelle Leistung der Moorkolonisation seit Findorff. Zu Befürchtungen in den Gnarrenburger Moordörfern ein Leserbrief von Rolf Hüchting, Sprecher der Bremervörder Grünen...
Leserbrief zu Richard Henning über Moorschutz und den Moorkolonisator Findorff (Bremervörder Zeitung 27.8.)
In der politischen und wissenschaftlichen Diskussion ist die Rolle der Moore auf der Erde für das klimatische Gleichgewicht inzwischen voll anerkannt. Und in Gnarrenburg kann an Ort und Stelle ein wesentlicher Beitrag für die Erhaltung der Moore geleistet werden, Dementsprechend wichtig sind die von Volker Kulik aufgezeigten Perspektiven für eine Klima, Torf und Natur schonende Nutzung des Gnarrenburger Moores. Leider gibt es mal wieder Gegenwind.
Für Herrn Henning ist nicht nur die heutige ökologische Problematik wichtig. Er sieht offenbar die gesamte Tradition der Moorkolonisation durch den Moorschutz als gefährdet an. Wenn man jetzt die Erhaltung der Moore betreibt, kann doch die Moorkolonisation durch Findorff nicht richtig gewesen sein - so der Gedankengang von Herrn Henning. Und dagegen wendet er sich: "Findorff hat aus damaliger Sicht alles richtig gemacht".
Ich stimme Herrn Henning in Bezug auf die Kulturleistung Findorffs im 18. Jahrhundert voll zu aber ich möchte die Perspektive erweitern. Aus der Sicht ärmerer Länder auf unserer Erde sieht die historischeTatsache der Moorkolonisation grundlegend anders aus. Die Vorteile lagen allein in den heute reichen Ländern. Auch Entwicklungsländer möchten jetzt ihre noch vorhandenen Moore und auch Permafrostböden für ihren Wohlstand ausbeuten - ein heutzutage - global gesehen - ökologischer Wahnsinn.
Die Moorkolonisation hat zusammen mit der übrigen fossilen Energienutzung den Wohlstand Deutschlands und anderer reicher Länder geschaffen und gleichzeitig unsere Erde an den Rand der jetzigen Klimaerwärmung geführt. Die ärmeren Länder fordern logischerweise eine gleiche Ausbeutung ihrer natürlichen Ressourcen - etwa der Moore - oder einen Ausgleich für den Verzicht auf Raubbau.
Regional können wir auch in Gnarrenburg weltweit ein gutes Beispiel geben und einen Beitrag zur Verringerung der Gegensätze und Ansprüche leisten, indem wir unverzüglich die Moorerhaltung und nachhaltige Moornutzung angehen. Sonst verlieren wir an Glaubwürdigkeit, dass wir einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es ist zwar gute konservative Politik, die notwendigen Maßnahmen so spät wie möglich zu ergreifen, aber beim Gnarrenburger Moor kann man einen schnelleren Weg gehen.
Rolf Hüchting
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