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06.09.11 –
Ulrich Koch und EVB-Pressesprecher Eckhard Spliethoff erklärten zunächst die Einbindung des Bahnhofs in das Stadtbild, der über die Bahnhofstraße mit Fußgängerzone und Seegelände harmonisch verbunden werden soll. Allein dies ist Elke Twesten zufolge ein Gewinn für die Region. Die Grüne Abgeordnete, im Niedersächsischen Landtag u.a. zuständig für die Hafenhinterland-anbindungen, freute sich sehr, den Verkehrspolitiker Hofreiter vor Ort begrüßen zu können. Der Verkehrsexperte der Grünen könne sich hier über die Entwicklung der Personen- und Güterverkehre und das Zusammenspiel unterschiedlicher Verkehrssysteme im Norden vor Ort informieren. Rückenwind aus Berlin könne sehr hilfreich sein, um die Chance für die Schiene zu erhöhen.
Ulrich Koch sprach sich deutlich gegen den Vorrang für Großprojekte aus, z.B. für teure Strecken wie Erfurt-Nürnberg und andere Hochgeschwindigkeitsstrecken. Diese würden mit tatsächlich wenig Verbesserung Steuermittel binden, die an anderen Stellen sinnvoller einzusetzen wären. Er merkte zudem kritisch an, dass die großen Staatsbahnen in Europa ihre Gebiete weitgehend unter sich aufteilten. Damit würden der Wettbewerb und preisgünstigere Lösungen verhindert, weil es nur noch einige wenige Anbieter, also Oligopole gäbe. Die EVB aber habe bewiesen, dass auch mit knappen Mitteln attraktive Verkehre gestaltet werden können, und zwar sowohl beim Personenverkehr als auch beim Gütertransport zwischen den Häfen. Dafür seien Nebenstrecken auch der Privatbahnen zu stärken. Das könne die EVB gut leisten und mittels Umfahrungen Engpässe z.B. in den Knotenpunkten Bremen und Hamburg-Harburg entschärfen. Auf die Frage von Kreistagsmitglied Reinhard Bussenius nach notwendigen strukturellen Verbesserungen im Schienenverkehr im „Nordkreis“ bemerkte Koch, dass die EVB kaufmännisch rechnen müsse und Projekte wie die eines Personenverkehrs Bremervörde-Gnarrenburg - Bremen nicht allein bewältigen könne. Das gelte auch für die oft geforderte Angleichung an das Hamburger HVV-Netz und das Bremer VBN-Netz. Auf bundespolitischer Ebene sei es ein großes Problem, dass die Einbindung und Beteiligung der „Kleinen Anbieter“ wie der EVB in die Planungen des Eisenbahnnetzes bisher nicht optimal verlaufe.
Toni Hofreiter nahm die Kritik Kochs und Twestens auf und bestätigte die kritische Einschätzung hin zur Entwicklung von Großanbietern hin zu Oligopolen, die den Markt unter sich aufteilten. Bei den viel zu komplizierten Ausschreibungen müsse auch Qualität den Kunden und nicht nur der Preis als Maßstab stärker gewichtet werden. Die knappen Steuergelder müssten verstärkt in den Schienenverkehr fließen und dort in Projekte, die den Verkehr effektiv weiter entwickeln. Weil große Leuchtturmprojekte wie Hochgeschwindigkeitstrassen die zur Verfügung stehenden Mittel auf Jahrzehnte hin binden, werden viele gute kleine Lösungen gar nicht erst angefasst. Dabei könne man diese kostengünstiger anbieten und auch sehr viel schneller realisieren. Hofreiter plädierte dafür, die Finanzausstattung der NE-Bahnen (Nicht- Bundeseigene Eisenbahnen), zu verbessern und Benachteiligungen zu beseitigen. Vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Containerauf-kommens, richten die Grünen ihr Hauptaugenmerk darauf, den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen. „Wir brauchen diese Schienen ganz dringend, denn sonst,“ so stellte Elke Twesten für den Landkreis fest, „wird sich an den wirklich alarmierenden Zuständen bei der Containertransporten auf der Straße zwischen den Nordseehäfen und Hamburg hier bei uns im Landkreis nichts ändern.“ Diese würden dann weiter die Ortsdurchfahrten wie z.B. in Karlshöfen massiv belasten.
Toni Hofreiter ergänzte, dass Ausbau des Schienenverkehrs insgesamt notwendig sei, da das Verkehrsaufkommen weiter steigen werde. Die Straße könne das nicht „stemmen“, sie stoße an natürliche Grenzen. Er betonte, dass nur die Schiene alternative Antriebe optimal nutzen könne. Aus wirtschaftlichen Gründen und im Sinne des Klimaschutzes sei ein Umzusteuern dringend nötig. Mit den Worten: „Ich werde mich für eine solide Finanzierung der kleinen Bahnen wie der EVB und sinnvollen Ausbau des Schienennetzes einsetzen“, verabschiedete sich Toni Hofreiter.
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