Krankenhaus Zeven

Der Erhalt kleiner Krankenhäuser überfordert die ländlichen Landkreise. Das wird in dem Interview deutlich, das der grüne Fraktionssprecher Reinhard Bussenius in den Kreiszeitungen gegeben hat.

Interview in der Zevener Zeitung, Fragen an Reinhard Bussenius. 

Mitte März soll im Kreistag über das Zevener Krankenhaus abgestimmt werden. Wie positionieren sich die Grünen? Wie muss für sie eine Gesundheitsversorgung in der Region Zeven aussehen? Würde die Fraktion nach jetzigem Stand einer Schließung des MLK zustimmen? Welche Fragen sind für Sie noch offen und woran liegt es ggf., dass noch so viele Fragen offen sind, obwohl das Thema schon seit langem schwelt? Fühlen Sie sich von Krankenhausgesellschaft und Landkreis ausreichend informiert?

Die Fehler beim Martin Luther Krankenhaus liegen z.T. schon länger zurück. Die Verlegung der Geburtshilfe nach Bremervörde war nur einer in einer längeren Klette. Alternativen zur Stärkung des MLK wurden nicht entwickelt. Grundsätzlich streben die Regierenden und die Krankenkassen eine Schließung aller kleineren Krankenhäuser an. Es werden auch weiterhin Großkliniken (Med. Hochschule Hannover, Uniklinik Göttingen) mit 900 Mill. € gefördert, während man die kleinen Krankenhäuser „auf dem Lande“ nicht unterstützt.

Klare Aussagen und Informationen vom niedersächsischen Sozialministerium kamen nur tröpfchenweise. Da hat die kommunale Selbstverwaltung Kreistag einen schweren Stand. So wurde z.B. beim Volksbank-Empfang letzte Woche in Bremervörde von Festredner Jürgen Borgardt die Schließung des Krankenhauses Zeven schon fast als Tatsache beschrieben : „ Das sei für den Landkreis nicht leistbar“ und Landrat Luttmann wurde von ihm aufgefordert, das auch nun mal klar so zu verkünden. Schlimm, weil Konzepte für eine Gesundheitsversorgung in Zeven bislang gar nicht entwickelt wurden.

Offen ist auch, wie die Krankenhausimmobilie sinnvoll genutzt werden soll. Viele Fragen sind dabei nicht geklärt und Zweifel sind angebracht. Wie sieht es z.B. mit den Kapazitäten der umliegenden Krankenhäuser aus - könnten die die Lücke bei Schließung des MLK überhaupt schließen? Wie sieht es mit einer chirurgischen Praxis (Durchgangsarzt) aus, wie mit der haus- und fachärztlichen Basisversorgung? Wie sieht es mit den sog. „Hilfsfristen“ aus: Sind Krankenhäuser binnen 30 Minuten erreichbar? Reichen die Rettungsfahrzeuge und natürlich: Ist der Bevölkerung zuzumuten, die z.B. kranke Verwandte betreuen und besuchen wollen.

Natürlich spielt auch eine Rolle, dass das MLK qualifizierte Ärzte kaum noch bekommen kann, dass für größere und kompliziertere Eingriffe auch die Bürger in Zeven lieber in größere Kliniken gehen und das MLK meiden. Es ist einfach eine Tatsache, dass die Medizintechnik, die Spezialisierung sich immer weiter entwickelt hat und auch Patienten natürlich Kliniken aufsuchen, die entsprechende Geräte und Erfahrung haben. Dennoch kann man nach derzeitigem Stand der Schließung des MLK nicht zustimmen. Zu viele Fragen sind dafür noch offen.

Was muss geschehen, damit über kurz oder lang nicht auch das Bremervörder Krankenhaus infrage gestellt wird?

Es gibt gute Chancen, das Bremervörder Krankenhaus zu halten. Da müssten allerdings entsprechende Maßnahmen getroffen werden, die den Standort stärken. Positiv ist, dass gerade die Chirurgie mit über 2 Millionen Euro renoviert werden konnte und jetzt in der Ausstattung „Hotelniveau“ hat und weitere entsprechende Investitionen geplant sind.

Würden Sie die Entwicklung und Diskussionen rund um die Ostemed als transparent bezeichnen oder ist es womöglich richtig, sich öffentlich meist nicht zu äußern?

Es ist nicht sehr transparent. Man vertraut zu sehr auf die Experten. Land und Landkreis haben in den letzten 3 Jahren „gegeneinander“ gearbeitet (Klage um den Sicherheitszuschlag). Große Investitionen sind im MLK ausgeblieben. Bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung sollten Krankenhausträger, die nur am „Profit“ orientiert sind, nicht beteiligt werden. Und der Einfluss der Krankenkassen sollte nicht einen so hohen Stellenwert bei gesundheitspolitischen Entscheidungen haben. Äußern tun sich ja etliche auch öffentlich und vielleicht auch voreilig. Es ist einiges noch in der Schwebe, aber so langsam erwarten alle auch klare Worte. Diese müssten allerdings sorgfältig abgewogen sein, da es immerhin um die Gesundheitsversorgung in der gesamten Region Zeven geht. Da geht es um Patienten, um die Menschen dort und es geht um sehr viele Arbeitsplätze

 



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