Grüne Kritik an der konventionellen Landwirtschaft

Rede von Reinhard Bussenius, Fraktionssprecher, im Kreistag:

Die Tatsache „eines sich ständig verschlechternden Zustandes unseres Naturerbes, einhergehend mit weiterer Abnahme der Artenvielfalt …“ ist kaum noch zuleugnen. Insbesondere zur Umsetzung der Europäischen Naturrichtlinie (FFH-Richtlinie) und der Ausweisung entsprechender Naturschutzgebiete hatte derehemalige Naturschutzbeauftragte Dirk Israel immer wieder zielführende Konzepte entworfen und entsprechende Vorschläge gemacht.

Jedoch musste wir miterleben, wie vom CDU dominiertem Kreistag. Schutzgebietsverordnungen erlassen wurden (z.B.auch für die Bever- und Schwingeniederung), die letztlich nicht die Natur schützen, sondern lediglich den Fortbestand der industriellen Landbewirtschaftung sichern. In offiziellen Vorranggebieten für den Natur- und Artenschutz wird ganz eindeutig der Gülleausbringung und der flächigen Ausbringung von Pestiziden der Vorrang gegeben! Ein Korrektiv dieser Politikist auf Grund der Mehrheitsverhältnisse nicht durchsetzbar.

Dabei geht es der Natur im Landkreis so schlecht wie nie zuvor! Das Artensterben hat ein unverantwortliches Ausmaß angenommen: Ca. 80 % sowohl der Arten als auch der Individuen der Insekten sind verschwunden. Von den ursprünglich etwa 500 bei uns beheimateten Ackerwildkrautarten findet sich bestenfalls noch ein Bruchteil in unseren Feldfluren. Bei den Vögeln, insbesondere bei den Wiesenvögeln ist der Schwund teilweise noch höher! Die Hauptverantwortung an dieser ökologischen Katastrophe trägt die CDU. In den vielen Jahren ihrer uneingeschränkten Herrschaft hat sich die CDU ein Machtnetzwerk geschaffen, das augenscheinlich auch in die Verwaltungen hineinreicht.

So konnte das Landvolk bei der Erstellung derNaturschutzgebietsverordnungen „durchregieren“. Nun gibt es keine nennenswerten Schutzstreifen für unsere Gewässer oder für die allerletzten Restbiotope. Gülleund Gift können fast überall ausgebracht werden. Auch die dringende, und von allen Fachleuten empfohlene Vernetzung der letzten Biotope, zur Sicherung des genetischen Austausches und zur Verhinderung negativer Verinselungseffekte von Arten, findet sich nicht in den Schutzgebietsverordnungen.

Eine weitere Verschlechterung des Zustandes unserer Natur im Landkreis Rotenburg ist damit unausweichlich. Die von allen Naturschützern erhoffte „letzte Chance“ (inForm der europäischen Naturrichtlinie) zur Trendumkehr ist damit vergeben. Mitdem Verlust eines großen Teiles der lokalen Genetik der Arten nehmen wir ihnen sogar weitgehende Möglichkeiten zur Anpassung an die Unwägbarkeiten des von uns zu verantwortenden Klimawandels!

 DieGRÜNEN fordern ein sofortiges Umdenken in der Naturschutzpolitik im Landkreis Rotenburg Es ist ja nicht negativ, dass überhaupt jetzt Naturschutzgebiete ausgewiesen werden. Jedoch sind die Naturschutzgebietsverordnungen in einer Form zu überarbeiten, die ihrem Namen  gerecht wird. In Vorranggebieten für den Natur- und Artenschutz haben die industrielle Landbewirtschaftung und unverantwortlichen Megaställe nichts zu suchen.

  Wir brauchen hier im Landkreis einen größeren Willen zur Erhaltung von Biotopen und zur Schaffung von Verbundflächen. wir fordern einen Pakt zur Erhaltung des Naturerbes. Darin sollen sich die Kommunen verpflichten, künftig, wo immer möglich, Ausgleichs -und Ersatzmaßnahmen auf ihren Gebieten in die Verbundflächen zu steuern. Die GRÜNEN werden weiter für den Erhalt unseres Naturerbes und für Generationengerechtigkeit eintreten, denn Umwelt ist zwar nicht alles, aber ohne Umwelt ist alles nichts! Wir Grünen begrüßen, dass überhaupt einige Naturschutzgebiete mehr jetzt ausgewiesenwerden. das muss aber viel konsequenter umgesetzt werden.

Reinhard Bussenius

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