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02.02.22 –
Ein Kernziel der niedersächsischen Landesregierung in der Coronakrise ist die Aufrechterhaltung des Schulbetriebes. Dazu sollen die Schüler und Lehrer sich täglich selbst testen, ein aufwendiger aber angesichts der Risiken in den Schulräumen notwendiger Vorgang. Gerade jetzt bei extrem ansteigenden Coronazahlen aber erhält das Gymnasium Bremervörde von der Schulbehörde Selbsttests, die Corona nur unzureichend anzeigen. Damit werden Coronafälle kaum noch rechtzeitig zu erkennen sein und der Schulbetrieb ist höchst gefährdet.
Ausgehend von einer Pressemitteilung der Grünen auf Landesebene über unwirksame Tests sind auch die zur Zeit an das Gymnasium Bremervörde ausgegebenen Coronatests vor Ort Thema geworden. Dabei hat sich ergeben, dass die jetzt neu gelieferten und verwendeten Tests weitgehend wirkungslos sind.
Nach dem aktuellen umfangreichen Vergleich des Paul-Ehrlich-Instituts zu Anticoronaschnelltests hat der an Schüler und Lehrer neu ausgegebene Test "Sars-CoV-2Ag Rapid" der Firma VivaChek Biotech nur eine Gesamtsensitivität von 18% und ist damit durchgefallen. Der bisher ausgegebene Test "Covid 19 Antigen" von New Gene hatte eine Sensitivität von 78%. Eine auch nur einigermaßen gültige Testung auf Corona ist mit den jetzt ausgegebenen Tests nicht möglich.
Ich verweise als Sprecher der Grünen darauf, dass die Schulen einen Hot-Spot der Coronaverbreitung bilden. Die 7-Tage-Inzidenz liegt in der Altersgruppe bis 14 Jahre aktuell bei über 2200 in Deutschland, die 7-Tage-Inzidenz aller Altersgruppen im Kreisgebiet aktuell bei über 950. In der letzten Woche hat das Gesundheitsamt des Kreises die Nachverfolgung wegen Überlastung aufgegeben. Es besteht sofortiger Handlungsbedarf. Am Gymnasium Bremervörde sind zur Zeit Schüler als positiv getestet in Quarantäne, mit unwirksamen Tests kann die weitere Entwicklung überhaupt nicht mehr festgestellt werden.
Das regionale Landesamt für Schule und Bildung bestätigt implizit, dass der beanstandete Schnelltest von VivaChek beim Vergleichstest des Paul-Ehrlich-Instituts als nichtwirksam ausgewiesen ist. Allerdings wird das Paul-Ehrlich-Institut vom Landesamt ausdrücklich als für die Qualitätsprüfung nicht zuständig angesehen, sondern das Bundesinstitut für Arzneimittel. Wer sich da noch auskennt ist zu bewundern.
Eine Recherche zu den unterschiedlichen Werten erfolgte vom Schulamt offenbar nicht. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass die Qualitätsüberprüfungen zu Antigentests oft durch die Firmen selbst erstellt werden. Gerade deswegen hat das Paul-Ehrlich-Institut einen umfangreichen Vergleichstest gemacht.
Der Schwachpunkt in der Krisenbehandlung befindet sich leider oft auf den mittleren und unteren Ebenen der beteiligten Gremien und Ämter. Die Landesregierung darf nicht weiter nach dem Prinzip 'Augen zu und durch' verfahren, sondern muss jetzt umgehend für Klarheit sorgen und die fehlerhaften Tests aus dem Verkehr ziehen. Das beste Testregime bringt nichts, wenn die Tests nichts taugen.
Rolf Hüchting