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08.05.13 –
Bremervörde. Jedes Jahr am 15. April wird das Oste-Wehr in Bremervörde geöffnet und die obere Oste um 20 Zentimeter abgesenkt. Seit Jahren versucht der Bremervörder Fischereisportverein diese Maßnahme zu verhindern, weil sie zu Nachteilen für die Fischaufzucht und weitergehende ökologische Schäden führe. Unterstützung erhalten die Fischereisportler jetzt von der SPD/Grüne/WFB-Mehrheitsgruppe im Kreistag. Sie will sich dafür einsetzen, auf politischem Weg die Absenkung künftig zu verhindern. Von Rainer Klöfkorn in der Bremervörder Zeitung
Sechs Tage nach der erfolgten Osteabsenkung besichtigten der Sprecher der Bremervörder Grünen, Rolf Hüchting, und Förster Dirk Israel den Ostelauf von „Klein-Helgoland“ und ließen sich vom Gewässerwart des Fischereisportvereins, Heinrich Dreier, die Auswirkungen der Maßnahme auf die Natur zeigen. Ihre Eindrücke fassten sie jetzt gegenüber unserer Zeitung zusammen.
Schon etliche Meter von der Oste entfernt sei zu sehen gewesen, wo sechs Tage zuvor noch Wasser gestanden habe. Austrocknende Uferränder und Nebengewässer seien sofort aufgefallen. „35 000 Quadratmeter sind betroffen“, erklärte Dreier. „Hier werden Landgebiete und Natur sinnlos zerstört.“
Natur heißt in diesem Fall in erster Linie Fischbestand. „Hecht, Barsch und Zander trocknen weg“, bedauert der Fachmann des Fischereisportvereins, und meint damit den Laich der Fische. Eigentlich sei die Oste der ideale Fluss für Barsche, doch würden sie sich durch diese jährliche Aktion nicht so vermehren wie es möglich wäre.
Die Osteabsenkung geschieht auf Anweisung des Niedersächsichen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), erklärte Hüchting die Hintergründe. Die Behörde orientiere sich an dem Willen des Landkreises. „Die Landwirtschaft will trockene Wiesen für die Nutzung“, kritisiert Dreier. Dabei wirke sich die Absenkung kaum auf den Nässegrad der Grünflächen aus.
„Wir können nachweisen, dass die Absenkung Auswirkungen bis Minstedt hat“, sagt der Gewässerwart. Dafür stellten Vereinsmitglieder vor einer früheren Absenkung Markierungen bis nach Sandbostel und entlang der Bever auf. Dreier: „Die Bever hat auf ihre halbe Strecke in kürzester Zeit die vollen 20 Zentimeter Höhe verloren. Nach zwei Stunden hatte die Oste auch in Minstedt einen Zentimeter verloren.“
Schon wenige Zentimeter Höhenunterschied machten viel aus. Manche der insgesamt 16 Nebengewässer mit einer Wasserfläche von 35 Hektar – dazu gehören Altarme, Kolke und Mulden – würden ganz von dem Flusslauf abgeschnitten, bei einigen sei der Durchlass nur noch wenige Zentimeter hoch. Und gerade die Nebengewässer seien als Kleinbiotope und Feuchtgebiete von hohem Wert für das Okosystem, sie gelten als Kinderstube von Fischen und anderen Tieren.
„Ein Durchlass von zehn Zentimetern ist für den Hecht zu wenig“, erklärt Dreier „Der Hecht kommt da nicht rein und Jungfische nicht raus.“ Da fehle dann nur noch eine Trockenperiode, die den Wasserstand weiter absenke. Dreier kritisiert: „Die Europäische Union fordert bei den großen Flüssen Durchlässigkeit zu Nebengewässern und im Kleinen geht das verloren.“
12,5 Hektar Schilf- und Rethflächen sowie Feuchtgebiete in der Oste-Niederung hat der Fischereisportverein in der Vergangenheit aufgekauft. „Diese Feuchtgebiete verlieren durch die Trockenlegung erheblich an Wert“, sagt Dreier.
Die Bremervörder Grünen teilen die Bedenken der Sportfischer und Umweltschützer und machen sich jetzt für eine Initiative auf Kreis- und Stadtebene stark. Rolf Hüchting: „Die neue Kreistagsmehrheit aus SPD, Grünen und WFB wird die zuständigen Stellen der Kreisverwaltung darauf ansprechen und auch versuchen, eine politische Lösung zu finden.“
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