Torfabbau und Klimaschutz- "wir haben die Zeit nicht"

Zu recht weist der Vorsitzende des Kreisumweltausschusses Volker Kullik in einem Leserbrief an die Bremervörder Zeitung auf die Erfolge der renaturierten Moorflächen im Tister Moor und Huvenhoopsmoor hin und lobt sie.. Die Grundlage dafür seien allerdings bereits abgetorfte Flächen. Auch in Zukunft sieht Volker Kulik Naturschutz in Moorflächen offenbar vornehmlich als realistisch an, wenn in Absprache mit Torfwerken die Rahmenbedingungen für späteren Naturschutz konkret vorbereitet und festgelegt werden. Erst Torfabbau und dann Naturschutz in der nächsten Generation. Der Ansatz von Volker Kullik mag aus regionaler Sicht realistisch sein. Ich sehe allerdings bei einem solchen Vorgehen die heutigen Auswirkungen auf das Klima als negativ an...

09.09.16 –

Torfabbau und Klimaschutz - "Wir haben die Zeit nicht"

Zu recht weist der Vorsitzende des Kreisumweltausschusses Volker Kullik in einem Leserbrief an die Bremervörder Zeitung auf die Erfolge der renaturierten Moorflächen im Tister Moor und Huvenhoopsmoor hin und lobt sie.. Die Grundlage dafür seien allerdings bereits abgetorfte Flächen. Auch in Zukunft sieht Volker Kulik Naturschutz in Moorflächen offenbar vornehmlich als realistisch an, wenn in Absprache mit Torfwerken die Rahmenbedingungen für späteren Naturschutz konkret vorbereitet und festgelegt werden. Erst Torfabbau und dann Naturschutz in der nächsten Generation.

Der Ansatz von Volker Kullik mag aus regionaler Sicht realistisch sein. Ich sehe allerdings bei einem solchen Vorgehen die heutigen Auswirkungen auf das Klima als negativ an, da beim Torfabbau in starkem Maße klimaschädliche Gase in die Atmosphäre gelangen und diese aufheizen. Und auf die heutigen Auswirkungen kommt es an. Die Erderwärmung wird jedes Jahr deutlicher. Globale Hitzerekorde werden jährlich neu festgestellt und sowohl das Grönlandeis als auch der Westen der Antarktis werden zunehmend instabil und schmelzen ab. Die Klimaziele von Paris müssen auch zu regionalen Maßnahmen führen. Wir haben die Zeit nicht, auf die Vorteile der Moorwiedervernässung in den nächsten Jahrzehnten zu warten.

Die Konzentration der Gnarrenburger Bürgerinitiative auf die Landwirtschaft hat schon Sinn, wenn man mit einbezieht, dass Modelle einer regionalen und weniger intensiven Landwirtschaft entwickelt werden, die auch Vorbild für andere Regionen sein können. Damit ist eine Breitenwirkung gegeben, die auch in nächster Zukunft wirken kann.

Natürlich könnte man mir sagen, dass ich zu allgemeine Ziele einbeziehe und mich besser konkret auf den regionalen Naturschutz konzentrieren müßte. Aber der allgemeine Klimaschutz wird nicht gelingen, wenn er nicht von einer Vielzahl von Akteuren von unten - "bottom up" - geleistet wird.

Man sollte auch nicht beruhigt sein, dass Deutschland mit seiner Energiewende schon den wesentlichen Schritt zur Bekämpfung der Klimaerwärmung gemacht hat. Ein großer Teil der Erfolge bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist nur darauf zurückzuführen, dass wir - und nicht nur wir, sondern ganz Europa - die Produktion unserer Industriewaren nach Ostasien verlagert hat. Damit wird auch der CO2-Ausstoß verlagert, der doch eigentlich den Verbrauchern der Waren, also uns, zuzurechnen ist.

Wer diese Rahmenbedingungen einbezieht, kann einen weiteren jahrelangen Torfabbau nicht unterstützen, auch wenn er in der Zukunft eventuell zum späteren Naturschutz führt.

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