Krankenhaus Zeven in schwieriger Position

MLK: Der Kreistag entscheidet eigentlich nicht Die Grünen-Kreistagsfraktion beschäftigte sich in den letzten Wochen intensiv mit dem Problem „Zukunft des Martin-Luther-Krankenhauses“. Eine Entscheidung über die die Position der Grünen Kreistagsmitglieder wird erst am 9.4.18 vor der Kreistagssitzung getroffen, wenn alle Fakten dazu vorliegen...

20.03.18 –

MLK: Der Kreistag entscheidet eigentlich nicht Die Grünen-Kreistagsfraktion beschäftigte sich in den letzten Wochen intensiv mit dem Problem „Zukunft des Martin-Luther-Krankenhauses“. Eine Entscheidung über die die Position der Grünen Kreistagsmitglieder wird erst am 9.4.18 vor der Kreistagssitzung getroffen, wenn alle Fakten dazu vorliegen.

Wir von der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen sind eigentlich die letzten, die über die Zukunft des Martin-Luther-Krankenhauses in Zeven entscheiden oder genauer: Eben nicht wirklich frei entscheiden. Das Sozialministerium in Hannover und die Landesregierung, die Krankenkassen, ja eigentlich schon die Bundesregierung geben Rahmenbedingungen für Krankenhäuser vor. Diese vorgegebenen Rahmenbedingungen lassen kleinen Häusern keine Chance. Landrat Hermann Luttmann stellt in der Bremervörder Zeitung fest: „Angesichts des Defizits der beiden Kliniken (in Zeven und Bremervörde) und der deutlichen Aussagen von Land und Krankenkassen, eine weitere finanzielle Unterstützung von der Schließung des Zevener MLK abhängig zu machen, bleibe keine andere Wahl.“

Dazu kommt, dass das Sozialministerium in Hannover in der Vergangenheit mit einer Verschleppungstaktik auch jegliche Bemühungen zum Erhalt des MLK erheblich erschwert, behindert und letztlich verhindert hat. Für die „von oben“gewollte Umstrukturierung stehen Millionenbeträge zur Verfügung: 11 Millionen für Zeven und die Errichtung eines medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) im derzeitigen MLK und 21 Millionen für Bremervörde – für die Aufstockung und Erweiterung des Oste-Med Krankenhauses. Geld für den Erhalt auch kleiner Kliniken in der „Provinz“ ist an sich vorhanden. Deutschland könnte das locker schaffen; es ist nicht gewollt.

Erst Mitte März verkündete der SPD Gesundheitsexperte Karl Lauterbach(SPD), dass Krankenhausbetten abgebaut werden müssen: „Wir haben zu viel davon“. Aber das ist nicht der einzige Grund. Schon 1968 gab es einen harten Numerus Clausus (NC) für das Medizinstudium. Im Durchschnitt 1,1 musste ein Abiturient vorweisen, weil es zu wenige Studienplätze gab. Bis heute ist das weitgehend genauso (NC:0,9-1,5 – je nach Universität). Die Konsequenz ist ein gewollter Ärztemangel und der schlägt natürlich besonders auf ländliche Regionen durch. Die Folge: Ländliche Arztpraxen finden nur schwer Nachfolger, kaum noch bleiben Ärzte übrig für kleine „Provinzkrankenhäuser“. Somit müssenfür das kleine Krankenhaus in Mittelzentren Ärzte überteuert auf Honorarbasisbesorgt werden - oft außerdem auf Kosten der Qualität.

Es gibt natürlich auch objektive Gründe: Auf Grund moderner Operationstechniken und verbesserter Nachsorge sinkt die notwendige Verweildauer im Krankenhaus erheblich ab: Tatsächlich werden weniger Klinikbetten gebraucht. Außerdem ist das Martin- Luther-Krankenhaus ist seit langem in eine betriebswirtschaftliche Schieflage geraten. Diese Ausgangslage hat eine Vielzahl von Gründen: Eine notwendige Modernisierung oder Spezialisierung ist in der Vergangenheit nicht erfolgt. Dazu hat die Einführung des DRG-Systems,mit dem die stationäre Krankenversorgung nach einem leistungsorientierten und pauschalen Vergütungssystem abgerechnet wird, einen zunehmenden hohen ökonomischen Druck erzeugt. Die Klinik verfügt nicht mehr über eine zeitgemäße, technische Ausstattung, so dass viele diagnostische und therapeutische Maßnahmen nicht angeboten werden.

Diese schwerwiegenden Fakten können durch keine noch so große und allgemein anerkannte Anstrengung aller Mitarbeiter im MLK ausgeglichen werden.Dass sich im MLK dennoch viele Patienten sehr gut aufgehoben fühlen, liegt am hohen Engagement der Beschäftigten und an der sehr guten pflegerischen Zuwendung. Leider aber ist damit eine Kliniksicherung auch nicht zu erwirken Die betriebswirtschaftliche Schieflage führt dazu, dass es auf Dauer zu einer Verschlechterung der Patientenversorgung kommt. Am Ende entscheiden sich dann Betroffene und auch die zuweisenden Ärzte für andere Kliniken.

In dieser Abwärtsspirale befindet sich das Martin-Luther-Krankenhaus schon seit längerem. Da fehlen einem Landkreis, da fehlen der kommunaleSelbstverwaltung auf Dauer auch die Mittel. Für die von den Kassen und auch von der Landesregierunggewollte Umstrukturierung, stehen nun Millionenbeträge zur Verfügung. Wenn esdenn nun wirklich nicht anders geht, wäre es notwendig, dass das Geld schnell aus der ehemals stationären Versorgung in ein hochwertiges und effektives ambulantes Versorgungsangebotfließt. Dazu gehört ein nach dem Ivena-System eingerichteter, sehr leistungsfähiger Rettungsdienst und die geförderte Ansiedlungvon Fachärzten mit dem Aufbau eines leistungsfähigen MVZ und ein Geriatriekonzept , am besten kombiniert mit einer Ausbildungsstätte für qualifiziertes Fachpersonal.

Wir brauchen für die ländliche Region einen weiteren Ausbau der ambulanter Hilfs-und Pflegenetzwerke, die bis in die Dörferreichen. Mit einem solchen Präventiv-und Pflegenetzwerk können nicht zuletzt stationäre Krankenhausaufenthalte vermindert werden Wichtig ist auch, dass wir im Kreistag eine Entscheidungnicht für 2,3 oder 5 Jahre zu fällen haben. Wir müssen möglichst weit in die Zukunftschauen. Es wird am 11. April im Kreistag also keine leichte Entscheidung, weilAlternativen – Erhalt des MLK in Zeven – kaum mehr realistisch erscheinen, die Schließung des MLK aber auch ein sehr harter Brocken ist.

Die Grünen im Kreistag werden das Problem weiter bis zur entscheidenden Kreistagssitzung erörtern und erst nach abschließenden Gesprächen u.a. mit den anderen Fraktionen im Kreistag und Vertretern des Personals des MLK am Montag vor der Kreistagssitzung beschließen,wie sie in der schwerwiegenden Frage „Martin-Luther Krankenhaus“ abstimmen. Reinhard Bussenius (Bündnis 90/Die Grünen –Fraktionsvorsitzender)

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